Dinge, die du dir für das folgende Jahr vornehmen solltest:
Lieber junger Mensch, du bist nicht mehr das hilflose Kind von gestern, sondern ein erwachsener Mensch mit Handlungsfähigkeit und Spielraum, um Selbstverantwortung zu übernehmen. Akzeptiere das. Erkenne deine Möglichkeiten und übernimm Verantwortung.
Wenn du dich beleidigt oder zurechtgewiesen fühlst, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass dir Unrecht getan wurde. Zwischen deinem Gefühl und der Realität liegt oft ein Abstand. Akzeptiere, dass du Dinge aus deiner subjektiven Perspektive beurteilst – und die Welt dir vielleicht etwas anderes sagen möchte. Niemand ist verpflichtet, die Welt ausschließlich durch deine Augen zu sehen. Auch du machst Fehler und bist ein lernfähiger Mensch, der reif genug ist, Verantwortung zu übernehmen.
Du bist weder besser noch schlechter, weder außergewöhnlich noch unbedeutend – du bist gleichwertig. Die Menschen um dich herum – deine Lehrer, Vorgesetzten, Geschwister, Eltern – haben ebenso ein Recht auf Respekt. Gleichwertig bedeutet nicht gleich oder austauschbar, sondern auf derselben Ebene des Wertes. Lerne, diesen Unterschied zu verstehen.
Du bist weder weniger noch mehr wert. Man wird von dir Dinge verlangen, und das wird nicht immer einfach sein. Aber das Leben sollte auch nicht immer einfach sein. Schwierigkeiten sind da, um an ihnen zu wachsen. Erwarte nicht, dass das Leben fair ist. Schau dich um, betrachte deine Lebenssituation und vergleiche sie mit der von anderen Kindern. Ein Blick in die Nachrichten oder in aktuelle Kriegsregionen sollte dir klarmachen, wie viel schlechter es anderen jungen Menschen geht. Sei dankbar. Das heißt nicht, dass du ständig lächeln musst, aber schätze die Dinge, die du hast.
Du brauchst keine ständige Bestätigung und kein permanentes Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Was du brauchst, sind Durchhaltevermögen und Resilienz. Das „Wozu“ ist wichtiger als das „Warum“. Warum du damals möglicherweise missachtet wurdest oder warum ein Mitschüler dich gemobbt hat, ist weniger wichtig als die Frage, wozu du jetzt lebst und was dein Ziel für die Zukunft ist. Deine Kindheit kannst du nicht ändern, nur akzeptieren. Frage und such nach Sinn statt kurzfristiger Befriedigung. Nimm nicht immer den leichten Weg.
Deine subjektive Wahrnehmung, dass du beleidigt wurdest, muss nicht der Realität entsprechen. Kein Mensch muss sich vor dir verbeugen oder dir Respekt zollen. Es ist keine Entschuldigung, aggressiv zu werden, nur weil jemand anderer Meinung ist als du. Niemand ist verpflichtet, dich zu bestätigen oder zu validieren. Jedes Verhalten, das aus diesem Anspruch entsteht, ist unreif und entspringt einer verzerrten Wahrnehmung.
Noch einmal: Wir sind gleichwertig und können uns auf Augenhöhe begegnen. Wenn du dein Leben verändern möchtest, brauchst du Disziplin, um die notwendigen Schritte zu gehen. Dich selbst ständig als Opfer zu sehen und anderen die Schuld zuzuschieben – seien es Lehrkräfte oder andere Menschen – ist eine billige Ausrede. Rückschläge zu analysieren und daraus die Wahrheit über dich selbst zu lernen, ist wichtiger, als dich permanent in deinem Schmerz zu verlieren.
Lerne, unangenehme Gefühle auszuhalten, und finde Strategien, um mit ihnen umzugehen, anstatt aus ihnen heraus wie ein Arschloch zu handeln. Ständiges Beleidigtsein ist ein Zeichen von Unreife. Benimm dich erwachsen, aber erwarte nicht, dass du alle Menschen von dir überzeugen kannst.
Wenn du bestimmte Vorstellungen vom Leben hast, halte es aus, dass andere Menschen dich blöd finden, dich nicht mögen – und das vielleicht für immer. Tolerier, dass du missverstanden wirst, und halte dieses Gefühl aus. Lebe nicht nach dem Prinzip, deine Gefühle ungefiltert auszuleben, nur weil es deine Gefühle sind.
Viel Kraft und Mut für das kommende Jahr!
(Inspiriert von Adler, Frankl, Seerut Chalwa)